Kairo – Der Machtkampf zwischen den ehemals regierenden Islamisten und dem Sicherheitsapparat in Ägypten hat binnen weniger Stunden mehr als 60 Tote gefordert. Extremisten töteten in der ägyptischen Stadt Rafah am Montagmorgen 25 Polizisten.
Zwei Fahrzeuge der Ordnungspolizei wurden nach den Angaben von Unbekannten mit Panzerfäusten aus einem Hinterhalt angegriffen. Die Fahrzeuge fuhren von Rafah aus in Richtung Westen. Die Region Rafah gilt als Hochburg militanter Salafisten. Sie liegt auf der Sinai-Halbinsel an der Grenze zum palästinensischen Gazastreifen.
Im vergangenen August waren bei einem Anschlag in der Nähe von Rafah 16 Soldaten getötet worden. Zudem kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitskräften und den Betreibern der Schmugglertunnel, durch die Waffen und Waren des täglichen Bedarfs in den Gazastreifen gelangen.
Am Sonntagabend starben nach Berichten der Behörden und der Muslimbruderschaft mindestens 36 Gefangene, als während eines Gefangenentransports von Kairo nach Al-Kaljubija eine Meuterei ausbrach. Der Tod der Gefangenen in Polizeigewahrsam sorgte auch bei Gegnern der entmachteten Islamisten für grosses Entsetzen.
Der ehemalige Präsidentschaftskandidat Hamdien Sabahi forderte am Montag, eine Untersuchungskommission müsse klären, wie die Häftlinge vor dem Gefängnis Abu Sabal getötet werden konnten. Der Kommission sollten Juristen und Menschenrechtler angehören.
Widersprüchliche Angaben
Staatliche Medien hatten zuvor berichtet, 36 Untersuchungshäftlinge aus den Reihen der Muslimbrüder hätten am Sonntagabend versucht, während ihrer Verlegung von der Sicherheitsdirektion in Kairo in das Gefängnis zu fliehen. Um ihre Flucht zu verhindern hätten die sie begleitenden Polizisten Tränengas eingesetzt.
Die Gefangenen seien in einem Transportfahrzeug erstickt. Der TV-Sender Al-Dschasira meldete, die Gefangenen hätten während ihres Fluchtversuches einen Polizeioffizier als Geisel genommen.
Die Muslimbruderschaft erklärte, die Polizisten hätte die Gefangenen, die zuvor mehrere Tage in zwei Polizeistationen in Kairo vernommen und misshandelt worden seien, erschossen.
Erbitterter Machtkampf
Die Website der Kairoer Tageszeitung «Al-Shorouk» meldete, Soldaten, die ein Hotel für Offiziere in der Oase Fajjum südlich von Kairo bewachten, seien in der Nacht aus einem fahrenden Auto beschossen worden. Bei einem anschliessenden Schusswechsel hätten die Soldaten zwei Angreifer getötet, darunter einen 15-Jährigen.
Seit der Räumung von Protestlagern der Anhänger des islamistischen Ex-Präsidenten Mohammed Mursi am Mittwoch ist ein erbitterter Machtkampf zwischen der neuen und der alten Führung entbrannt.
Die Armee hatte Mursi, der inzwischen in Untersuchungshaft sitzt, am 3. Juli abgesetzt, nachdem Millionen von Demonstranten seinen Rücktritt gefordert hatten. (SDA)
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