Brennende Autos, Schüsse und Helikopterlärm: Sechs Wochen vor Beginn der Fussball-WM in Brasilien ist die Metropole Rio de Janeiro in Aufruhr.
Im berühmten Stadtteil Copacabana liefern sich Sicherheitskräfte und Demonstranten seit Dienstagabend Ortszeit heftige Strassenschlachten. Zwei wichtige Strassen durch das bei Touristen und Einheimischen beliebte Viertel mussten geschlossen werden.
Ein Toter, ein Verletzter
Die Protestierenden errichteten Strassenbarrikaden und warfen selbstgebastelte Sprengsätze auf die Polizisten. Die Beamten einer Eliteeinheit reagierten mit Schüssen aus ihren Gewehren.
Nach Angaben der Gesundheitsbehörde wurde dabei ein ungefähr 30 Jahre alter Mann am Kopf getroffen. Er erlag seinen schweren Verletzungen wenig später im Spital. Ein Bub (12) wurde bei den Auseinandersetzungen verletzt.
Tänzer zu Tode geprügelt...
Auslöser der Proteste war der Tod des bekannten Berufstänzers Douglas Rafael da Silva Pereira (†26) aus dem Armenviertel Pavão-Pavãozinho. Dessen Leiche wurde am Dienstag in einem Schulgebäude der Favela gefunden, die zwischen den Stadtteilen Copacabana und Ipanema liegt.
Der genaue Hergang ist nach offiziellen Angaben noch unklar. Anwohner und Freunde machen jedoch die Militärpolizei für den Tod des jungen Mannes verantwortlich. Die Sicherheitskräfte hätten Douglas Rafael da Silva Pereira irtümmlicherweise für einen Drogendealer gehalten, ihn durch das Viertel gehetzt und anschliessend zu Tode geprügelt.
...oder zu Tode gestürzt?
Seine Mutter Maria de Fatima da Silva, eine Pflegefachfrau, sagte «globo.com», die Leiche ihres Sohnes habe mehrere Quetsch-, aber keine Schusswunden aufgewiesen.
Die Militärpolizei stritt jegliche Beteiligung am Tod des Tänzers ab. Eine Untersuchung läuft, Zeugen werden vernommen. Einem ersten Experten-Bericht zufolge könnte Douglas Rafael da Silva Pereira auch an den Folgen eines Sturzes gestorben sein.
Umstrittene Polizei-Aktionen
Die brasilianische Polizei geht im Vorfeld der in sechs Wochen beginnenden Fussball-Weltmeisterschaft in den Armenvierteln von Rio de Janeiro verstärkt gegen Kriminelle und Drogenbanden vor.
Ziel der Behörden ist es, Strassengangs und Drogenhändler aus den Favelas zurückzudrängen. Das Vorgehen ist jedoch umstritten. Bei den vielfach mit harter Hand geführten Aktionen kommen immer wieder Unbeteiligte ums Leben. In einem Fall sollen Sicherheitskräfte einen Anwohner gar zu Tode gefoltert haben.
«Der Versuch, die Favelas zu befrieden, ist gescheitert, die Polizeigewalt tritt an die Stelle dessen, was vorher die Drogengangs gemacht haben», sagte ein Augenzeuge aus Pavão-Pavãozinho nach den jüngsten Ausschreitungen. (bau)
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Noch 50 Tage bis zu WM: Wegen diesem Tänzer (†26) brennt Rio
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