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Vor diesem Mann fürchtet sich Brüssel: Alexis Tsipras (40) könnte schon heute Premierminister Griechenlands werden. Sein Linksbündnis Syriza gewann die gestrigen Parlamentswahlen klar. Nur die absolute Mehrheit verfehlte die Protestpartei.
Wer ist der jugendliche Revoluzzer, der ein soziales Europa der Bürger schaffen will will und für den gesamten Süden Europas ein Schuldenmoratorium verlangt? Tspiras ist ein Kind der sogenannten «Metapolitefsi». So bezeichnen die Griechen die Periode, die mit dem Sturz der Militärdiktatur und der Rückkehr zur Demokratie am 24. Juli 1974 begann, Tsipras kam vier Tage danach auf die Welt.
Kuba-Fan
Tspiras stammt aus bürgerlichem Elternhaus. Schon in den 90er-Jahren führte der Athener Schüler- und Studentenproteste. Noch vor der Einführung des Euros wechselte er von der antieuropäischen kommunistischen Jugend KNE ins Lager der Reform-Linken.
Als Student trug er lange Haare und reiste mehrmals nach Kuba. Mit seiner Ausbildung nahm es Tspiras nicht immer so genau. Er studierte Bauingenieurswesen und schloss mit einem Master ab. Er soll die Prüfungen oft mit Spicktzetteln gemeistert haben. Überliefert ist auch, dass er immer nur wenige Stunden vor den Prüfungen mit dem Lernen begann.
Vollblut-Politiker
Tsipras verschrieb sich bald ganz der Politik. 2006 gelang ihm als Anführer der Bewegung «Offene Stadt» auf Anhieb mit 10,5 Prozent der Stimmen der Sprung in den Athener Stadtrat. 2008 übernahm er die Führung des Linksbündnisses Syriza. Schon 2009 zog Tsipras dann erstmals ins griechische Parlament ein.
Bei der am 15. Mai 2014 von 55 Fernsehstationen europaweit übertragenen Live-Fernsehdiskussion zwischen den Spitzenkandidaten für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten erhielt Tspiras die meisten Twitter-Beiträge von allen fünf Kandidaten.
Protest als Basis
Protest ist der Grundton von Alexis Tsipras. In Griechenland heisst er auch «Radau-Rethoriker». Ab heute sei die «Party der Korruption zu Ende», versprach der Syriza-Chef bei seinem letzten Athener Auftritt vor der Parlamentswahl. Tausende jubelten.
Tsipras lebt mit seiner Partnerin Betty Batziana zusammen und hat zwei Kinder. Dem jüngsten Sohn hat er den zweiten Namen Ernesto auf den Lebensweg mitgegeben – nach seinem grossem Idol Ernesto «Che» Guevara. Die Familie wohnt derzeit noch ganz bescheiden: In einem grauen, siebenstöckigen Wohnblock in einem Athener Arbeiterviertel. (btg)
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