Zypernkrise: Bricht morgen das Chaos aus?

Mit der Ablehnung des EU-Rettungsplans hat das Land hat seinen Stolz wieder gefunden. Zumindest für einige Stunden. Heute morgen ist die Freude noch mit Händen greifbar, dass man den Mächtigen Europas die Stirn geboten und die Chance auf Bewahrung der Unabhängigkeit des Landes bewahrt hat.

«Wir haben die Fremdbestimmung durch Brüssel abgewendet», sagt George Theodosian (26), ein arbeitsloser Anwalt aus Nikosia. «Darauf dürfen wir solz sein. Aber trotzdem stehen uns düstere Zeiten bevor.»

Auf den Jubel folgt der Kater

Unmittelbar nach dem Entscheid des Parlamentes gestern machte sich Jubel in der Stadt breit. Autos fuhren hupend durch die Strassen, Demonstranten reckten die Fäuste im Regierungsviertel.

Die Euphorie brach aber schnell wieder in sich zusammen. Zu gross ist die Unsicherheit.

Heute nimmt das Leben wieder seinen gewohnten Gang. Die Geschäfte haben offen, die Frauen kaufen ein, die alten Männern sitzen in den Cafés und spielen Backgammon.

Die Frage, welche alle beschäftigt: Wann gehen die Banken wieder auf? Und was passiert dann? Bricht das nackte Chaos aus? Noch glaubt hier niemand, dass die Schalter morgen wirklich öffnen.

Reiche Russen mit Privatjets eingeflogen

Gerüchte machen die Runde, dass reiche Russen in den letzen Tagen reihenweise mit ihren Privatjets eingeflogen seien. Nun sollen sie darauf warten, bis die Banken öffnen. Dann, so die Furcht vieler, werden sie ihre Konti räumen und Richtung Heimat verschwinden.

Die Zyprioten möchten zwar am liebsten gar keine fremde Hilfe annehmen und aus eigener Kraft wieder auf die Beine kommen.

Trotzdem habe ich im ganzen Land noch niemanden getroffen, der die Russen aus dem Land vertreiben möchte. «Gehen sie weg, verschwinden Tausenden von Jobs bei den Banken und im Tourismus», sagt George.»