Kiew gibt Separatisten die Schuld: Wer tÃ¶tete den Schweizer?

«Dieser terroristische Akt kann in keiner Weise gerechtfertigt werden», teilte das ukrainische Aussenministerium heute Freitag mit. Gestern starb der Genfer IKRK-Mitarbeiter Laurent D. (†38) bei einem Granaten-Angriff auf das Hauptquartier des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Donezk.

Kiew bezeichnet die prorussischen Separatisten in der Ostukraine als «Terroristen». Der Vorfall diene dazu, Vertreter internationaler Organisationen «einzuschüchtern».

Von wem die Granate tatsächlich abgeschossen wurde, blieb zunächst jedoch unklar. Armee und Separatisten gaben sich gegenseitig die Schuld. Von russischen Nachrichtenagenturen zitierte Rebellen hatten am Donnerstag die ukrainische Armee für den Beschuss in Donezk verantwortlich gemacht.

Laurent D. hatte über fünf Jahre für das IKRK gearbeitet und war erst seit sechs Wochen in der Ukraine im Einsatz war. «Wir sind zutiefst schockiert über diesen tragischen Verlust», sagte der zuständige IKRK-Direktor Dominik Stillhart. «Wahlloser Beschuss von Wohngebieten ist inakzeptabel und verstösst gegen das humanitäre Völkerrecht.»

Alle weiteren rund 20 Mitarbeiter der Hilfsorganisation in Donezk wurden nach IKRK-Angaben in Sicherheit gebracht. Das IKRK ist in der Ukraine seit dem Beginn der Krise in diesem Jahr im Einsatz. Es unterstützt Spitäler, hilft Flüchtlingen und stellt Kontakte zwischen Familienmitgliedern wieder her, die durch den Konflikt getrennt worden sind.

AFP-Journalisten berichteten heute von zwei weiteren schweren Detonationen nahe des Zentrums von Donezk. Nach Angaben der Stadtverwaltung handelte es sich um Beschuss nahe des Flughafens, der seit einigen Tagen wieder umkämpft ist. Mindestens fünf Zivilisten wurden verletzt.

Die Aufständischen berichteten der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, sie hätten mehrere Gebäude eingenommen. Das Militär in Kiew teilte mit, es kontrolliere das strategisch wichtige Gelände.

Das Stadtzentrum von Donezk war am Donnerstag erstmals seit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen den prorussischen Separatisten und der ukrainischen Armee vor vier Wochen wieder mit Granaten beschossen worden. Beide Seiten machen sich gegenseitig für den Bruch der Waffenruhe in der Rebellenhochburg verantwortlich.

Kiew und die Separatisten hatten am 5. September in Weissrussland einen Waffenstillstand vereinbart, um die monatelangen Kämpfe zu beenden. Die Auseinandersetzungen nahmen zuletzt aber wieder zu. (SDA)