Frank A. Meyer: Über Josef Ackermann und Pierre Wauthier

Written By Unknown on Minggu, 01 September 2013 | 17.04

Und wenn es nun Josef Ackermann gewesen wäre, der sein Manager-Leben nicht mehr ausgehalten hätte? Auch er wäre ein Opfer – der eigenen Welt. Der Manager-Welt. Jetzt soll er Täter sein: der Ober-Manager, der den Unter-Manager zur Verzweiflung getrieben hat. So was gibts. So was stimmt immer. Irgendwie, jedenfalls.

«Joe», wie der ehemalige Chef der Deutschen Bank verniedlichend genannt wird, gibt trefflich den Täter: Er lächelt immer, also lächelt er nie, also hält er sich Gefühle von Leib und Seele, also will er immer als Sieger erscheinen.

Als Sieger erscheinen ist überlebenswichtig in den Glashäusern der global operierenden Wirtschaft. Da aber kein Sieger immer Sieger bleiben wird, kompensiert man die unausweichliche Niederlage zum Vo­raus mit horrendem Gehalt: Mil­lionen polstern den Absturz, dem die Ackermänner Tag für Tag und Nacht für Nacht entgegensiegen.

Das Manager-Geschäft ist ein töd­liches Geschäft: seelentötend – mindestens. Denn die Seele muss ruhig­gestellt sein, um zu siegen, zu siegen, zu siegen, wie es der Markt, dieser absolute Herr des Geschehens, gebieterisch fordert. Wer das begriffen hat, der lächelt, lächelt, lächelt. Wer sich aber dazu als unfähig erweist, den können schon mal selbstmörderische Gedanken überkommen.

Was für ein Leben! Leben? Darf man dieses Wort aller Wörter für das Dasein des weltläufigen Spitzenmanagers überhaupt verwenden? Da mergelt doch das Leben aus, da gerinnt der Lebenslauf zur Karriere und da bleiben zwei Fragen unbeantwortet, weil die Zeit für Antworten fehlt. Erste Frage: Was bin ich? Zweite Frage: Wer bin ich?

Das Managersein ist undefiniert: nicht Arbeitnehmer, obwohl Gehalts- und Boni-Empfänger; nicht Eigen­ümer, obwohl Beweger des Eigentums. Marx schrieb diese gesellschaftliche Stellung den Kleinbürgern zu.

So bleibt denn nur Selbstvergewisserung durch Geld und Macht, wobei die Macht plötzlich entzogen werden kann.

Diese Demütigung muss so lang wie möglich hinausgeschoben werden: durch Erfolge. Oder durch die Gunst des Vorgesetzten. 

In derlei Verhältnissen wuchert die Angst. Jeder Morgen beginnt mit bangen Fragen. Wie urteilt die Börse? Was dekretieren die Analysten? Wie steht mein Kurs bei Hofe?

Es ist eine höfische Gesellschaft, die sich in der Schloss-Herrlichkeit des globalen Kapitals entwickelt hat: Auf den höchsten Etagen verfallen die Direktoren in Laufschritt, wenn der Generaldirektor ruft; der Generaldirektor beeilt sich beflissen, wenn ihn der Präsident des Verwaltungsrates zitiert; von den Vorgesetzten entfernt man sich nach dem Meeting dienerisch rückwärts, bis die Tür geschlossen ist. Dann Aufatmen.

Hält ein freier Mensch das aus? Selten schafft es ein solcher so weit hinauf. Und wenn es doch mal gelingt? Dann kommt irgendwann der Moment, wo es der freie Mensch nicht mehr aushält.

Im Augenblick lächelt Josef Ackermann nicht mehr. Er muss keine Angst mehr machen. Und keine Angst mehr haben. Er ist zurückgetreten, abgetreten. Als Täter? Täter sind sie alle dort oben.

Und Opfer.

Joe Ackermann ist jetzt ein freier Mensch. Pierre Wauthier hat das nicht geschafft.


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